Sprechende URLs als Instrument im SEO

Sprechende URLs sind sowohl für Menschen als auch Suchmaschinen online ein Vorteil. Hinter dem Fachbegriff verbergen sich URLs, an deren Namen der Nutzer auch ohne Klick darauf erkennt, was sich dahinter verbirgt. Dies erhöht die Lesbarkeit von Inhalten im Internet und bringt diverse Vorteile für Webseitenbetreiber und Personen aus dem Marketing mit sich.

Sprechende URLs: Was ist das genau?

Ein einfaches Beispiel hilft dabei, den Sachverhalt zu verstehen. Stellen wir uns dazu zwei Adressen vor:

1. Die erste URL lautet https://www.beispiel.com/de/shop/productID=93122.

2. Die zweite URL heißt https://www.beispiel.com/de/shop/winterjacken-herren.

Mit ein wenig Sachverständnis könnten wir aus der ersten URL ableiten, dass der Link wahrscheinlich in die deutschsprachige Sektion eines Onlineshops führt, wo uns dann das Produkt mit der Datenbanknummer 93122 angezeigt wird. Um welches Produkt es sich dabei genau handelt oder in welcher Kategorie es sich befindet, wissen wir jedoch nicht.

Schauen wir auf die zweite URL, wird alles sehr viel klarer: Wir gelangen nach einem Klick auf die URL in die Sektion der Winterjacken für Herren.

Beide URLs führen ans selbe Ziel, aber im zweiten Fall weiß der Nutzer bereits vor dem Klick auf den Link, was ihn am anderen Ende erwartet. Daher stammt auch der Name: Diese URL „spricht“ mit uns, indem sie uns in menschlicher Sprache vermittelt, wohin uns der Klick führt. Die maschinenorientierte Sprache aus der ersten URL hingegen lässt keine Rückschlüsse auf den Inhalt der URL zu.

Warum sind URLs wichtig?

Für Menschen sind sprechende URLs von Bedeutung, weil sie im Durchschnitt wesentlich häufiger mit lesbaren Links interagieren. Sie strahlen mehr Vertrauen aus, da sofort klar ist, was sich dahinter verbirgt. Während die erste URL aus dem Beispiel eher einer schwarzen Tür ohne Aufschrift gleicht, ist die zweite URL eine transparente Glastür mit einer deutlich sichtbaren Kennzeichnung. Im Normalfall bevorzugen Menschen die zweite Tür, weil sie keinen Spielraum für Unsicherheiten lässt.

– Praktischer Nebeneffekt: Eine lesbare URL besitzt einen hohen Wiedererkennungswert. Im Browserverlauf beispielsweise lassen sich Links dieser Art schnell wiederfinden, da die Eingabe eines einzigen noch im Kopf befindlichen Keywords ausreicht.

Bei der Interaktion mit Webseiten bevorzugen Anwender ebenfalls Links, die sofort auf einen Blick verständlich sind. Wer sich im Lesefluss eines interessanten Artikels befindet, möchte dies ungern durch kryptische Zeichenfolgen, die nach menschlichen Maßstäben nicht zu verstehen sind, unterbrechen. Damit werten sprechende URLs auch den Content an sich auf, indem mehr Platz für relevante Inhalte bleibt und weniger Zeichen durch Maschinensprache verschwendet werden.

Vorteile im SEO

Hinsichtlich der Suchmaschinenoptimierung bringt die Thematik der sprechenden URLs einige weitere Vorteile mit:

  • Google, Bing und andere relevante Suchmaschinen scannen Webseiten heute auch im Hinblick auf die Qualität und Lesbarkeit ihrer Links. Seiten mit sprechenden URLs werden dabei durchgehend besser bewertet als Webseiten mit komplizierten Zeichenfolgen in ihren Links.
  • Bei Verlinkungen durch andere Webseiten haben Betreiber den Vorteil, dass ein relevantes Keyword – vielleicht das Wort „Winterjacken“ aus unserem Beispiel – direkt in der URL zu finden ist. Auch dies wertet die Webseite im Ranking für dieses Keyword ein wenig auf.
  • In Suchmaschinen sind diese URLs ebenfalls direkt in dem kleinen Ausschnitt (dem Snippet) zu finden, den Nutzer sehen, wenn sie nach etwas suchen. Damit sind sprechende URLs nicht nur direkt auf der Webseite von Relevanz, sondern auch in den Ergebnissen der Suchmaschinen.

Ein weiterer Effekt, der eher psychologischer als technischer Natur ist, betrifft das Vertrauen des Nutzers in den Webseitenbetreiber. Erkennt der Nutzer eine sprechende URL, weiß er, dass der Webseitenbetreiber mitdenkt und sich an den Bedürfnissen der Nutzerschaft orientiert. Dies bringt Unternehmen einen kleinen Bonus ein, da deutlich wird, dass sich dahinter mitdenkende, um das Kundenwohl bemühte Personen befinden – selbst, wenn es um vergleichsweise kleine Bereiche wie eine URL geht.

Sprechende URLs verkürzen Links

Ein weiterer positiver Effekt einer derartigen URL liegt in der Länge der URL. Generell sind aus SEO-technischer Sicht und auch aus menschlicher Perspektive kurze URLs immer besser. Auch aus diesem Grund erfreuen sich Dienste, die ein URL drastisch verkürzen, großer Beliebtheit. Sprechende URLs sind nicht per se kurz, aber sie können mit ein wenig Arbeit kurz gestaltet werden.

Für zahlreiche Content Management Systeme, wie etwa WordPress, existieren außerdem Plug-ins, die sprechende URLs automatisch generieren. Aus der Überschrift eines Artikels entsteht dann eine URL, die sprechend ist, ohne dass sich der Betreiber selbst Gedanken um diesen Aspekt machen muss. Dies birgt allerdings auch Gefahren (dazu mehr in einem späteren Abschnitt).

Effekt auf Suchmaschinen

Suchmaschinen bevorzugen heute eine Symbiose aus starken Inhalten, die für Menschen einen Mehrwert stiften, und Keywords bzw. Synonymen der wichtigsten Begriffe, die der Maschine jenen Mehrwert klar erkenntlich machen. Wer dies weiß, kann eine sprechende URL nutzen, um die wichtigsten Keywords darin unterzubringen.

Alle relevanten Suchmaschinen scannen nicht nur den eigentlichen Inhalt, sondern prüfen auch die URL. Dort ist es für Webseitenbetreiber möglich, das Ziel-Keyword unterzubringen, ohne dass dies zwingend im Text – an einer womöglich ungeeigneten Stelle, die unprofessionell wirken könnte – auftauchen muss.

Flache Hierarchien für URL-Strukturen

Die Verwendung von sprechenden URLs lädt dazu ein, die Verzeichnishierarchie auf der Webseite unter die Lupe zu nehmen und bei Bedarf anzupassen.

– Generell gilt: Flache Hierarchien sind immer zu bevorzugen.

Eine Webseite sollte zwei bis maximal drei Verzeichnisse bieten. Eine entsprechende URL könnte so aussehen: https://www.beispiel.de/shop/herren/jacken. Dies ist für Menschen meist noch auf einen Blick zu verarbeiten. Wird es komplexer, steigt der Aufwand: https://www.beispiel.de/shop/herren/jacken/2020/polyester/kapuzen/index.html. Diese URL ist zwar sehr feingliedrig unterteilt und sie „spricht“ auch, aber sie ist für Menschen kaum noch auf einen Blick richtig einzuordnen. Derartige Webseiten sollten entschlackt werden, um sowohl die Verwaltung zu vereinfachen als auch den Umgang von Seiten der Nutzer zu vereinfachen.

Beispiele für schlechte sprechende URLs

Automatisch verkürzte sprechende URLs – in einem vorherigen Abschnitt wurde diese Funktion von CMS-Plug-ins kurz erwähnt – können negative Effekte haben. In diesen Fällen erkennt das Plug-in vermeintlich unnötige Füllwörter und entfernt diese selbstständig. Typische Begriffe sind „und“, „auch“, „nicht“, „hier“, „dort“ und so weiter.

Dies kann Probleme verursachen, wenn diese Wörter wichtig für den Inhalt der URL sind. Eine URL wie https://beispiel.de/dies-sollten-sie-nicht-tun würde sich entsprechend der oben genannten Wörter in https://beispiel.de/dies-sollten-sie-tun ändern. Offensichtlich wäre dies eine grobe Inhaltsänderung der URL, die Besucher verwirren könnte. Webseitenbetreiber sollten Plug-ins dieser Art daher nur bis zu einem gewissen Grad über den Weg trauen und im Zweifelsfall manuell nachprüfen, ob alles seine Richtigkeit hat.

Achtung: zu komplexe URLs

Im Laufe der Zeit müssen Webseitenbetreiber vor allem auf gut besuchten, mit vielen Inhalten angereicherten Webseiten beachten, dass eine reelle Gefahr für verwirrende URLs besteht. Ein Beispiel zeigt, was gemeint ist:

  1. Auf einer Webseite, auf der Schuhe verkauft werden, könnte eine URL https://schuhverkauf.de/damenschuhe heißen.
  2. Kurze Zeit später kommt die Herbstkollektion auf den Markt. Dafür wird eine neue Kategorie geschaltet, wofür die URL https://schuhverkauf.de/damenschuhe-herbst freigeschaltet wird.
  3. Da das Angebot im Onlineshop wächst, artet die Suche nach einer URL irgendwann in immer längere Begrifflichkeiten aus. https://schuhverkauf.de/damenschuhe-herbst-2022-leder-reissverschluss-markenname und dergleichen mehr könnte entstehen.

Dies hat den gegenteiligen Effekt, den eine sprechende URL eigentlich erzeugen soll: Die Masse an Keywords macht eine URL ab einem gewissen Grad nicht mehr auf einen Blick verständlich, sondern verkompliziert, was eigentlich einfach sein sollte.

Fazit

Sprechende URLs sind für Menschen wie für Maschinen ein Vorteil. Heute noch darauf zu verzichten, macht eine Webseite zwar nicht sofort unbenutzbar – doch Webseitenbetreiber lassen Potenzial für eine weitere (SEO-)Optimierung ihres Angebotes unangetastet.

Wer es mit der eigenen Webseite ernst meint, sollte daher daran arbeiten, auf sprechende URLs umzusteigen oder Plug-ins einzusetzen, die diese Aufgabe automatisieren. Viele verbreitete Content Management Systeme wie WordPress wandeln Adressen bereits ohne manuelle Hilfe um.